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Der Transport von Zitrusfrüchten in Europa tritt jetzt in seine intensivste Phase des Jahres ein, da Sorten wie die Navelina-Orange und die Nules-Clementine auf den Markt kommen. Neben edlen Zitronen, Pampelmusen und Granatäpfeln, die bereits vollständig geerntet sind und nach und nach auf die europäischen Märkte kommen.
Das wichtigste deutsche Medium im Obst- und Gemüsesektor, Fruchthandel (nachstehend FH), wollte über den Transport dieser Zitrusfrüchte berichten. Unser Direktor, Antonio Marco (im Folgenden AM), sprach mit dem zur Gruppe Fruinet Media International gehörenden Medium.
Präsentation des Unternehmens
FM: Wer ist Antonio Marco?
AM: Antonio Marco ist ein 1966 gegründetes Logistik- und Straßentransportunternehmen, das derzeit in der dritten Generation geführt wird.
FM: Wo ist der Firmensitz? Welche Dienstleistungen bieten Sie an?
AM: Unser Hauptsitz befindet sich im Industriegebiet La Granadina, San Isidro (Alicante), mit direktem Anschluss an die Autobahn A-7.
Seit der Gründung von Antonio Marco durch meinen Großvater, ist der Transport immer unsere Hauptdienstleistung gewesen. Später, in den 2000er Jahren, führte mein Vater Kühlhäuser und Zolllager ein. Heute bieten wir eine ganze Palette von Logistikdienstleistungen an, von der Kommissionierung bis zum Cross-Docking, wir können sogar ein Lager für einen Kunden mit einem speziell für ihn entwickelten WMS einrichten. Wir sind viel komplexer geworden (lacht).
FM: Welche internationale Abdeckung bieten Sie?
AM: Ganz Westeuropa, einschließlich des Vereinigten Königreichs, aber ohne Skandinavien. In Osteuropa gewinnen wir an Präsenz in Ländern wie der Slowakei und der Tschechischen Republik.
FM: Wie viele Lkw haben Sie? Wie sieht Ihr Fuhrpark aus? Haben Sie Öko-Lkw?
Unser Fuhrpark besteht aus mehr als 100 eigenen Lastkraftwagen und etwa 140 Sattelaufliegern. Zusätzlich arbeiten wir zusammen mit 30-40 Partnerunternehmen. Unsere Fahrzeuge sind maximal 4 Jahre alt und entsprechen den europäischen Euro-6-Abgasnormen.
Vorläufig haben wir uns gegen die Nutzung von LNG-Fahrzeuge entschieden, da uns die hohen Investitionskosten für unsere internationale Arbeit für Langstreckentransporte nicht ganz effizient erscheinen. Hinzu kommt, dass unser einziger Lieferant „Scania“ nicht das effizienteste LNG-Modell auf den Markt gebracht hat, sondern sich für einen Elektro-Lkw entschieden hat, den wir sicherlich in den nächsten fünf Jahren sehen werden.
FM: Wodurch unterscheidet sich Antonio Marco von seinen Mitbewerbern? Was sind Ihre Stärken?
AM: Wir gehen von der Prämisse aus, dass wir Dienstleistungen verkaufen, und ich werde Ihnen das Klischee der Qualität nicht auftischen, wir arbeiten hart, aber es liegt an unseren Kunden, eine Aussage bezüglich hierzu zu treffen.
Wenn ich mich Ihnen gegenüber verkaufen müsste, würde ich sagen, dass die Nähe im Alltag, die jahrelange Erfahrung, unsere harte Arbeitsmoral und unsere Entwicklung der Dienstleistungen uns jeden Tag näher an das 3PL-Unternehmen (Third Party Logistics) heranführen, das wir eines Tages werden wollen.
Obst- und Gemüse sektor – Zitrusfrüchte
FM: Welche Dienstleistungen bieten Sie speziell für den Obst- und Gemüsesektor an?
AM: Wir bieten den kompletten Transport von der Ernte bis zum endgültigen Vertriebszentrum an. Zudem bieten wir auch temperaturgesteuerte Lagerung, ein System für die Konsolidierung von Ladungen von fertigen Paletten und die anschließenden Lieferungen an die Verteilungszentren unserer Kunden.
FM: Wir befinden uns jetzt mitten in der Citrussaison, welche Bedürfnisse haben Citrusfrüchte in Bezug auf den Transport? Gibt es Besonderheiten?
AM: Zitrusfrüchte erfordern ein hohes Maß an Transportdienstleistungen, da die letzten Jahre die Kosten für Lagerhäuser und Exporteure stark gestiegen auf Grund der Gründung von neuen Plantagen in Andalusien. Dies bedeutetet für uns Transporteure, dass wir zu einem noch wichtigeren Aspekt in der Lieferkette geworden sind.
Bei Antonio Marco führen wir aus:
– Die Verladung des Produkts von den Plantagen zum Lagerhaus.
– Der Rücktransport der Verpackung zu den Farmen
– Und dann den anschließenden Transport zu den europäischen Märkten.
Die Transporttemperatur der Orangen kann zwischen 3 und 10 Grad Celsius liegen. 8 Grad Celsius sind eine sehr häufige Transporttemperatur, dazu kommt eine empfohlene relative Luftfeuchtigkeit zwischen 85-90%. Beim Sammeltransport muss berücksichtigt werden, dass Zitrusfrüchte Ethylen produzieren, das mit einigen Produkten unverträglich ist, was oft außer Acht gelassen wird.
FM: Wie kontrollieren Sie die Temperatur der Ladung?
AM: Zuerst stechen wir jede Palette an, um die Temperatur zu überprüfen. In den Lagern ist das aufgrund von COVID oft nicht einfach für uns, da wir in vielen Fällen nicht bei der Verladung anwesend sein können.
Diese Qualitätskontrolle der Paletten wird während der gesamten Fahrt fortgesetzt, wobei der Fahrer im Durchschnitt alle 8 Stunden die Temperatur des Thermographen manuell notiert und mit dem Temperaturbeleg vergleicht.
Darüber hinaus markiert das Qualitäts- und Verkehrsteam die Temperaturbereiche des Kühlschranks auf unserem FMS, wo bei Überschreitung des Intervallsollwerts ein Alarm ausgelöst wird.
FM: Wie lange braucht beispielsweise eine Ladung Zitronen von Alicante nach Köln?
AM: Zunächst legen wir die Fahrzeit fest, die je nach Mittelwert des Fahrers zwischen 23 und 25 Stunden beträgt.
Es gibt drei Möglichkeiten für die Gesamttransitzeit vom Ausgangsort zum Zielort:
- Eine Non-Stop-Fahrt dauert etwa 25 Stunden.
- Fahrt mit einem doppelten Fahrer, die 35 Stunden dauert.
- Fahrt mit einem Fahrer, Dauer 48h.
*Ohne Berücksichtigung möglicher Zwischenfälle während der Fahrt: Staus, Tankstopps, Straßensperren, Verkehrsbeschränkungen, Pannen, etc.
FM: Pünktlichkeit, Preis, Service… was schätzen Ihre Kunden im Moment am meisten?
AM: Seit den 2000er Jahren sind die Transportpreise unter Berücksichtigung des VPI und der Inflation stark gesunken. Ein Grund hierfür ist der Beitritt neuer Länder zur EU und die anschließende Verlagerung bestimmter Transportunternehmen in östliche Länder, wo die Sozialkosten offensichtlich viel niedriger waren. All dies, zusammen mit dem Einstieg von China als Produzenten auf den Weltmärkten, führte zu einem Rückgang der Produktionskosten. Der wichtigste Kostenfaktor war daher immer der Kraftstoff, der stets von der OPEC manipuliert wurde.
Jetzt leben wir in einer völlig anderen Situation, denn die Transportunternehmen sind immer weniger in der Lage, wettbewerbsfähige Preise anzubieten. Die Qualität der Dienstleistung, bei der die Pünktlichkeit und der Lieferzustand der Waren eine wesentliche Rolle spielen, sowie die Schaffung eines klaren Informationsflusses zwischen Kunde und Lieferant sind essenziell. Dies wird von unseren Kunden immer mehr geschätzt, und ich denke, dass es etwas ist, das durchgehend berücksichtigt werden muss.
FM: Die Lkw transportieren auf der Hinfahrt spanisches O+G nach Europa, wie lösen Sie das Thema der Rückladungen? Welche Produkte sind oder wären dafür interessant.
AM: Es stimmt, dass in der Welt der Kühltransporte die Rückfahrten während der Wintersaison aufgrund der großen Verfügbarkeit von Lastwagen in Ländern wie Deutschland, Österreich oder den Niederlanden stark beeinträchtigt sind. Die wichtigsten Importprodukte sind verarbeitete Lebensmittel, von Molkereiprodukten bis hin zu Backwaren, sowie andere Waren, die auf Paletten gelagert sind und auf Kühlauflieger geladen werden können, wie z. B. Tierfutter oder leere Verpackungen. Bei den Frischwaren ist Spanien stark von der europäischen Kartoffelsaison abhängig, vor allem im Norden Frankreichs, Belgien, Holland und Süddeutschland.
Im Sommer, wenn die Verfügbarkeit spanischer Fahrzeuge in Europa aufgrund des Rückgangs der Exporte spanischer Frischwaren stark eingeschränkt ist, kommt es zu einer gegenteiligen Entwicklung mit Rückfahrten nach Spanien. Unser Land wird eindeutig zum Importeur von allem was notwendig ist, um die hohe Nachfrage unserer großen Tourismusindustrie zu befriedigen.
Straßentransport
FM: Wie ist die aktuelle Situation des Straßentransportsektors?
AM: Es ist zurzeit nicht leicht, denn unsere Branche steht vor einer Zeit des Wandels.
Unterbrechung der Lieferkette, Arbeitskräftemangel und Kraftstoff zu Rekordpreisen beeinflussen den Straßentransportsektor sehr.
FM: Was sind die größten Herausforderungen, denen Sie sich in den kommenden Jahren stellen müssen?
AM: Kurzfristig kommt es in der Versorgungskette zu einer Reihe von Ereignissen, wie z. B. der verspäteten Lieferung von Fahrzeugen für die bald beginnende Kampagne. Viele der vor mehr als sechs Monaten gekauften Fahrzeuge wurden noch nicht geliefert. Ein weiteres Problem sind die Dieselpreise und der Mangel an Arbeitskräften. Dank der Tatsache, dass die spanische Kühlflotte nicht wesentlich gewachsen ist, wird sich das Problem nicht weiter verschärfen.
Mittelfristig geht es um die Nachhaltigkeit der Flotten, die Erhöhung der Steuern auf Flotten mit fossilen Brennstoffen, die Kosten der Straßenbenutzungsgebühren und die Arbeitskräfte. Den letzten Punkt betrachte ich als kurzfristig, denn wenn wir jetzt nicht handeln, könnten wir bereits Situationen erleben, wie sie heute im Vereinigten Königreich zu beobachten sind, wo die Armee eingesetzt werden musste, um die Tankstellen wieder aufzufüllen, obwohl es stimmt, dass der Brexit viel damit zu tun hat, aber das wäre genug für ein anderes Interview (lacht).
Langfristig würde ich auf die Abschaffung fossiler Brennstoffe, den ferngesteuerten Fahrer von zu Hause aus und schließlich den fahrerlosen LKW verweisen.
(Wir könnten den ganzen Tag darüber diskutieren, welches die größten Herausforderungen sind, vor denen wir als Branche stehen… es gibt etliche weitere, die ich nicht erwähnt habe, aber lassen wir das Thema für das nächste Mal. Vielen Dank für das Gespräch).